Würzburg, 01.06.2025 – Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Bayern hat bei ihrer 76. Landesversammlung wichtige Weichenstellungen vorgenommen: Mit Klara Stadler (25, Landkreis Ebersberg) und Karolin Ott (20, Landkreis Würzburg) wurden zwei neue Landesvorsitzende gewählt, die gemeinsam mit den drei bestehenden Landesvorsitzenden die rund 25.000 Mitglieder des größten ländlichen Jugendverbands in Bayern ehrenamtlich vertreten. Als einer der ersten Jugendverbände in Deutschland zeigt sich die KLJB Bayern offen für das schwedische Modell eines freiwilligen Wehrdienstes und fordert den Freistaat Bayern auf, erstes Fairtrade-Bundesland zu werden.
Neue Führung für Bayerns größten ländlichen Jugendverband
Die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Klara Stadler (25) und die Studentin Karolin Ott (20) wurden als neue Landesvorsitzende gewählt.
Stadler ist bereits seit 2014 Mitglied in der KLJB und engagiert sich ehrenamtlich im KLJB-Ortsverband Baiern. Zudem war sie Mitglied im Kreisvorstand der KLJB-Ebersberg.
„Ich freue mich sehr über das Vertrauen der Delegierten und darauf, die Anliegen junger Menschen aus den ländlichen Regionen nun auf Landesebene vertreten zu dürfen. Besonders wichtig ist mir, dass wir gemeinsam kreative und nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit wie die psychische Gesundheit im Ehrenamt finden“ erläutert Stadler nach ihrer Wahl.
Ott ist seit 2022 Mitglied in der KLJB. Sie ist Mitbegründerin der Ortsgruppe Bergtheim und seit 2023 Diözesanvorsitzende der KLJB Würzburg.
„Die KLJB ist für mich ein wertvoller Ort der Gemeinschaft und respektvoller Debatten. Ein Verband, in dem junge Menschen ihre Werte leben und ihre Zukunft aktiv mitgestalten können. Ich freue mich darauf, auf Landesebene für diese offene, solidarische und nachhaltige Jugendverbandsarbeit einzustehen“, so Ott.
Progressive Haltung zum Wehrdienst: Offenheit für schwedisches Modell
Als einer der ersten Jugendverbände in Deutschland bezieht die KLJB Bayern eine differenzierte Position zur aktuellen Wehrdienst-Debatte. Im Beschluss „Wehrdienst – freiwillig statt verpflichtend“ spricht sich der Verband gegen eine klassische Wehrpflicht aus, zeigt sich jedoch aufgeschlossen für das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung diskutierte schwedische Modell.
„Als Jugendverband, der erlebt, wie engagiert sich junge Menschen einbringen, begrüßen wir die Diskussion über neue Dienstformate ausdrücklich. Einem freiwilligen Wehrdienst nach schwedischem Modell stehen wir konstruktiv und offen gegenüber“, erklärt Landesvorsitzender Franz Wacker. „Dieses Modell respektiert die Freiwilligkeit und bietet gleichzeitig strukturierte Möglichkeiten des Engagements. Was wir jedoch klar ablehnen, ist eine Rückkehr zur Zwangsverpflichtung. Stattdessen brauchen wir mehr Investitionen in freiwillige, vielfältige und zivilgesellschaftlich orientierte Engagementmöglichkeiten. Unsere 25.000 Mitglieder sind der lebende Beweis dafür, dass Freiwilligkeit der Schlüssel zum Erfolg ist.“
Forderung: Bayern als erstes Fairtrade-Bundesland
Für globale Gerechtigkeit und faire Handelsbeziehungen setzt sich die KLJB Bayern besonders ein. Die Delegierten forderten den Freistaat auf, als erstes deutsches Bundesland den Status „Fairtrade-Bundesland“ anzustreben.
„Wir fordern, dass Bayern ein Fairtrade-Bundesland wird. Diese Bezeichnung hat zum einen nicht nur symbolische Bedeutung. Zum Anderen gehen damit konkrete Anforderungen an den Freistaat Bayern einher: Mindestens zwei Drittel der Bayern müssen in Fairtrade-Towns leben, und auch in den Ministerien müssen fair gehandelte Produkte angeboten werden“, erklärt Landesvorsitzender Rafael Derfuß. „Als führendes Agrarland hat Bayern eine besondere Verantwortung für faire Handelspraktiken weltweit. Die KLJB Bayern steht bereit, diesen Prozess federführend zu unterstützen und bringt gerne ihre langjährige Expertise zu fairen Handelsbeziehungen in eine entsprechende Steuerungsgruppe ein.“
Auszeichnung für herausragendes Engagement
Den Höhepunkt der Versammlung bildete die Verleihung des FILIB-Landjugendförderpreises im Gesamtwert von 3.500 Euro an fünf herausragende Projekte:
- 1. Platz: KLJB Andermannsdorf (Landkreis Landshut) für ihr „Burgfestpredigtspiel“ zum 60-jährigen Bestehen der Ortsgruppe.
- 2. Platz: KLJB Dietersburg (Landkreis Rottal-Inn) für ein Benefizkonzert, das über 7.000 Euro für ein erkranktes Mitglied sammelte.
- 3. Platz: Freunde und Förderer der KLJB Diözese Eichstätt e.V. für die Bildungsangebote des „Fiegenstaller Feierabends“.
- Diözesaner Förderpreis: KLJB Diözesanverband Passau für die Aktion „One Night Stand“.
- Sonderpreis Courage: KLJB Waldthurn für ein Workshop-Konzept gegen Rechtsextremismus auf dem Land.
Prominente Festrednerin würdigt Landjugendarbeit
Als Festrednerin würdigte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze (MdL), die hervorragenden Leistungen der Landjugendgruppen. Weitere Ehrengäste waren die Bayerische Landesbäuerin Christine Singer (MdEP, Freie Wähler) und der Ordinariatsrat Bernhard Lutz (Diözese Würzburg).
In ihrer Festrede betont Schulze: „Euer Engagement ist total entscheidend. Fordert die Politik, die Parteien, die Abgeordneten – egal auf kommunaler, Landes-, Bundes-, oder Europaebene – heraus. Tragt eure Ideen und Wünsche an sie lautstark weiter heran. Seid weiter so eine starke Stimme für die Jugend und setzt euch dafür ein, was für euch entscheidend ist. Macht bitte weiter so! Während manche dumpf über die Jugend schimpfen, arbeitet die Katholische Landjugend am Zusammenhalt in unserem Land. Dafür ein großes Dankeschön – von mir und meiner Partei.“
Feierlicher Verabschiedungsabend für die scheidende Landesvorsitzende Antonia Kainz
Mit einem Festabend unter dem Motto „Antonias Landwirtschaftsfest“ verabschiedete sich die KLJB Bayern von ihrer langjährigen Vorsitzenden Antonia Kainz. Seit 2019 prägte sie die inhaltliche Ausrichtung des Verbandes, insbesondere in den Bereichen Agrar, Verbraucher*innenschutz und Ökologie. Auch im Förderverein FILIB engagierte sie sich. Vertreter*innen aller sieben bayerischen Diözesanverbände sowie zahlreiche Wegbegleiter*innen würdigten ihr herausragendes Engagement.
„Ich bin unglaublich dankbar für die gemeinsamen Jahre, in denen wir so viel bewegt haben. Es war mir eine Ehre, die KLJB Bayern mitgestalten zu dürfen und ich freue mich darauf zu sehen, wie sie sich mit neuen Ideen weiterentwickelt“, sagte Kainz.
Schutzkonzept für sicheres Engagement
Zudem verabschiedete die Versammlung ein institutionelles Schutzkonzept. „Die KLJB ist ein Jugendverband, der seine Verantwortung den Jugendlichen gegenüber ernst nimmt. Wir möchten, dass sich alle bei uns wohl fühlen und auf die persönlichen Grenzen aller geachtet wird“, erklärt Landesvorsitzende Alexandra Schmid.
Die KLJB Bayern ist der größte ländliche Jugendverband in Bayern, in dem sich rund 25.000 junge Christ*innen selbst organisiert und demokratisch, kompetent und engagiert für das Leben auf dem Land einsetzen.
Pressebilder zum Download (alle Fotos von Thomas Bernard):
Die Delegierten der 76. Landesversammlung.
Klara Stadler (links) und Karolin Ott (rechts) bei der Verkündung des Wahlergebnisses.