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Mario Unterhuber (KLJB-Diözesanseelsorger Passau) war beim Hochwasser im Juni 2016 bei den Aufräumarbeiten, als Notfallseelsorger in den Krisengebieten und bei der Auszahlung der kirchlichen Soforthilfe im Einsatz und hatte selbst Wasser im Keller.

Landjugend fordert besseren Hochwasserschutz in Bayern - Drei Fragen an Mario Unterhuber

Die KLJB Bayern fordert einen besseren Hochwasserschutz – differenziert und programmatisch lautet der Beschluss des letzten KLJB-Landesausschusses „Hochwasserschutz in Bayern – effektiv, nachhaltig und naturnah“. Dazu gibt es drei Fragen und Antworten von einem Betroffenen: Mario Unterhuber (44). Er kommt aus Tann (Landkreis Rottal-Inn), das im Juni 2016 besonders vom Hochwasser betroffen war, und ist Diözesanseelsorger der KLJB Passau.

                                                                 

Mario Unterhuberwar beim Hochwasser bei den Aufräumarbeiten, als Notfallseelsorger in den Krisengebieten und bei der Auszahlung der kirchlichen Soforthilfe im Einsatz und hatte selbst Wasser im Keller.

 

 

Lieber Mario, wie kam bei Dir der KLJB-Beschluss an, nach den direkten Erlebnissen beim großen Hochwasser im Juni 2016?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die KLJB sich mit diesem Thema so differenziert auseinandergesetzt hat. Unter dem Eindruck dieser „Jahrhundertflut“, dem Chaos dieser Tage, den persönlichen Schicksalen der Betroffenen und der Solidarität der Helfenden ist es ein starkes Zeichen, dass sich ein Jugendverband hier inhaltliche Gedanken macht.

 

Welche Regelung wäre aus Sicht der Betroffenen eine wirkliche Hilfe, um Hochwasser langfristig zu verhindern?

Gerade bei mir daheim in Tann war es, trotz der verheerenden Schäden, ein großer Vorteil, dass die Gemeinde vor vielen Jahren zwei große Regenrückhaltebecken angelegt hat, die naturnah und unter fachlicher Begleitung des BUND Naturschutz geplant wurden und von diesem betreut werden. 

Der KLJB-Beschluss fordert ja gerade, diese natürlichen Rückhalteräume zu reaktivieren. Diese Maßnahme hat bei uns definitiv noch Schlimmeres verhindert. Natürlich muss man sich bei solchen Regenmengen wie am 1. Juni 2016 auch eingestehen, dass wir Menschen die Natur nicht beherrschen oder bändigen können. Aber das menschenmögliche sollte gemacht werden, dass solche Katastrophen gemildert werden. Der KLJB-Beschluss bietet hier sehr gute Anregungen.

 

Und was denkst du dir grundsätzlich, wie wir leben, wohnen und arbeiten könnten, um Hochwasserkatastrophen zu vermeiden? Was könnten junge Menschen hier ändern, was frühere Generationen anders getan haben?

Es wäre wünschenswert, dass Menschen heute wieder mehr lernen, mit dem Rhythmus und den Kräften der Natur statt gegen sie zu leben. Den Mensch als Teil der Natur und nicht als Gegenüber zu begreifen, wäre ein großer Schritt. Ganz konkret beim Hochwasser wären natürliche Wasserläufe statt flurbereinigter Kanallandschaften, ein kritisches Nachdenken darüber, ob so viele Flächen versiegelt und verbaut werden und wo der Mensch sich zurücknehmen muss, wichtige Themen für die Zukunft. Hier junge Menschen gut zu bilden und anzuregen, damit sie Antworten für einen natürlichen Lebensstil finden, ist eine große Aufgabe.

 

KLJB-Beschluss zu Hochwasserschutz fordert Flächensparen

Ihre beim Landesausschuss im November 2016 beschlossene Position zum besseren Hochwasserschutz in Bayern will die KLJB auch als eine Folge des Projekts „Ausgewachsen. Wie viel ist genug?“ 2017 in die Landespolitik einbringen.

Nach den sich immer schneller wiederholenden extremen Hochwasserereignissen fordert die KLJB aus Sicht der jungen Generation auf dem Land eine bessere Verbindung von technischem und ökologischem Hochwasserschutz. Die Hauptursachen wie Flächenversiegelung, Flussbegradigungen und Bebauung von flussnahen Regionen müssten nach Ansicht der KLJB besser bekämpft werden.

 

KLJB-Landesvorsitzender Oliver Kurz (27) aus Eging am See

(Diözese und Landkreis Passau) zu dem Beschluss:

„Wir fordern, dass der Hochwasserschutz für unsere nächsten Lebensjahrzehnte besser geplant wird als für die bisherigen Generationen. Hier ist die Landesplanung ebenso in der Pflicht wie die kommunale Bauplanung und die Landwirtschaft. Es ist für uns wichtig, dass alle Interessen gehört werden, vor allem aber dass endlich auch ökologisch nachhaltig gehandelt wird. Nur dann kann die Gefahr ständiger Jahrhundert-Hochwasser auch in Bayern gebannt werden.“

 

Konkret gefordert wird u.a.:

-          naturnahen Umbau der Gewässer zu forcieren

-          natürliche Rückhalteräume zu reaktivieren und Deiche zurückzuverlegen, wo dies möglich ist, um Auen wieder zu etablieren

-          verstärkte Beratung zu angepasster landwirtschaftlicher Nutzung in Überschwemmungsgebieten und erosionsgefährdeten Lagen

-          Dauergrünland zu erhalten und verstärkt zu fördern gegen Erosionsgefahr

-          Fördermittel zur Umsetzung kommunaler Hochwasserschutzmaßnahmen für finanzschwache Kommunen zu erhöhen

-          fachliche Beratung der Kommunen bei der „Entkanalisierung der Landschaft“

-          Koordination von spontanen Ehrenamtlichen in Notfallkonzepten zu berücksichtigen

 

KLJB-Beschluss „„Hochwasserschutz in Bayern – effektiv, nachhaltig und naturnah“

 

Pressemitteilung vom 19.1.2017 als pdf-Download

 

Pressefoto Mario Unterhuber als druckfähige jpg-Datei (1 MB) Quelle: KLJB Bayern

 

 

„Ich bin glücklich auf dem Land, weil man do d’Weißwurst no vor 12e isst.“
Stefan