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Mercosur darf Umwelt und Landwirtschaft nicht gefährden

München, 11.04.2025 – Der Landesvorstand der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Bayern nimmt Stellung zur kürzlich stattgefundenen Einigung über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den MERCOSUR-Staaten und äußert Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die europäische Landwirtschaft und die Umwelt. Das Abkommen soll den Handel zwischen der EU und den MERCOSUR-Staaten erleichtern, indem Zölle gesenkt und der Marktzugang verbessert werden. Während die KLJB Bayern grundsätzlich den Abbau von Handelsbarrieren und die Förderung von wirtschaftlichem Austausch begrüßt, fordert sie im gleichen Atemzug klare und verbindliche Regelungen zum Schutz der sozialen und ökologischen Standards.

 

„Mercosur ist der nächste Schlag in die Mägen unserer Landwirt*innen, ihrer Familien und damit unserer Ernährungssouveränität!“, bringt Rafael Derfuß, Landesvorsitzender der KLJB Bayern, die Sorge vieler junger Menschen aus dem ländlichen Raum auf den Punkt.

 

Schutz der heimischen Landwirtschaft und der Umwelt im Fokus

Die KLJB Bayern sieht in den niedrigen Produktionskosten in den MERCOSUR-Staaten eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft. Besonders Produkte wie Fleisch können durch die reduzierten Zölle in einen unfairen Wettbewerb gedrängt werden, der die Standards der EU untergräbt. So lagen beispielsweise im Jahr 2021 die Produktionskosten für 1kg Rindfleisch in Brasilien bei 2,80€, in Deutschland im selben Jahr bei 4,10€. Die KLJB Bayern fordert daher, dass europäische Umwelt- und Sozialstandards nicht durch billigere Importe aus Drittländern ausgehebelt werden. Zwar sieht der Beschluss vor, dass es eine jährliche Begrenzung von Importen, beispielsweise 99.000 Tonnen bei Rindfleisch, gibt, jedoch verdrängen diese mindestens denselben Betrag an europäischer Ware vom Markt.

Besonders kritisch sieht die KLJB Bayern auch die fehlende Verbindlichkeit im Bereich der Nachhaltigkeit. Zwar wird in der Version vom Dezember 2024 die Ziele des Pariser Klimaabkommens als „essential element“ festgehalten, doch verpflichtende externe Kontrollen oder konsequente Maßnahmen bei Verstoß fehlen hier gänzlich. Die KLJB Bayern fordert die EU und die MERCOSUR-Staaten auf, verbindliche, kontrollierbare Vorschriften zur Entwaldung, zum Pestizideinsatz und zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens zu verabschieden. Ein effektiver Kontroll- und Sanktionsmechanismus sei essenziell, um sicherzustellen, dass diese Vorgaben auch in der Praxis umgesetzt werden.

 

Transparenz und Fairness für Verbraucher*innen und Landwirt*innen

Der aktuelle Entwurf sieht keine verpflichtende Kennzeichnung für Gentechnikverfahren, Pestizideinsätze und soziale Arbeitsverhältnisse vor, die in der EU verboten sind.

Für die KLJB Bayern ist es entscheidend, dass die europäischen Verbraucher*innen klare Informationen zur Herkunft und den Produktionsbedingungen von importierten Produkten erhalten. Die KLJB Bayern fordert eine umfassende Herkunftskennzeichnung und die Sicherstellung, dass alle Produkte den hohen europäischen Standards entsprechen.

Abschließend appelliert die KLJB Bayern an die politischen Entscheidungsträger*innen, das Mercosur-Abkommen so zu gestalten, dass es die europäische Landwirtschaft und ihren Markt schützt und gleichzeitig ökologische und soziale Nachhaltigkeit fördert.

 

Keine demokratischen Grauzonen in der politischen Entscheidung

Durch das sogenannte „Splitting“ könnte ein längerer Ratifizierungsprozess des Abkommens abgekürzt werden. Dabei wird der wirtschaftliche Teil allein durch eine qualifizierte Mehrheit im EU-Rat und eine einfache Mehrheit im EU-Parlament beschlossen werden, anstelle einer üblich benötigten Einstimmigkeit. Diese Abkürzung empfinden wir als KLJB höchst undemokratisch und fordern die EU-Politiker*innen auf, diesen gesellschaftlichen Pfeiler der Demokratie bei solch weittragenden Entscheidungen nicht zu untergraben.

 

Nur ein transparentes, faires und ökologisch verantwortungsvolles Abkommen kann den Ansprüchen einer nachhaltigen Zukunft gerecht werden – alles andere ist ein Rückschritt!

 

Stellungnahme als PDF-Download (94 KB)

„Ich bin glücklich auf dem Land, weil man seine Nachbarn no kennt.“
Manuel