Aktuell

Patrick Wolf (ELJ) und Stefanie Rothermel (KLJB) haben für die Veranstalter die zehn „Niederalteicher Thesen“ formuliert, mit denen sich den Landverbände nun weiter beschäftigen werden.

Abschlusspodium bei der Ökumenischen Landkonferenz in Niederalteich: V.l. MdL Berthold Rüth, Kirchenrat Reiner Schübel, Landrat Christian Bernreiter, BBV-Präsident Walter Heidl, Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger, Prof. Dr. Gerlind Weber und Dr. Christian Hennicke.

Ökumenische Landkonferenz fordert Aufbruch mit „Niederalteicher Thesen“

Bei der Ersten Ökumenischen Landkonferenz vom 22. bis 23. April 2016 wurden in der Landvolkshochschule Niederalteich (Landkreis Deggendorf) „Niederalteicher Thesen“ für einen Aufbruch für Kirche, Politik und Gesellschaft auf dem Land formuliert und diskutiert. "Auf geht´s Land“ – Unter diesem Titel diskutierten über 70 Teilnehmende aus katholischen und evangelischen Verbänden mit spannenden Gästen und einem Podium über die „Niederalteicher Thesen“, in denen es selbstbewusst heißt: „Das Land bietet eine Vielzahl kreativer Potentiale! Wir fordern mehr Unterstützung bei der Umsetzung neuer Ideen und mehr Wertschätzung und Anerkennung bestehender Modelle.“

 

Das Ziel sei erreicht, freut sich für die VeranstalterGerhard Schleier, evangelischer Landjugendpfarrer:  „Die vielen Gespräche und Diskussionen sind in die hier gemeinsam formulierten Thesen eingeflossen. Sie zeigen,  was sich auf dem Land alles tut, wie aktiv die Bürgergesellschaft funktioniert.“

 

„Es ist beeindruckend,  wie leicht die ökumenische Verbindung und die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen in einer kleinen Gemeinde fällt“, ergänzt sein Kollege, Richard Stefke, Landesseelsorger der KLJB Bayern.

 

Bildungszentren, Jugendverbände und Landvolk tagen gemeinsam

Gemeinsame Veranstalter der Tagung waren erstmals die KLJB (Katholische Landjugendbewegung) und KLB (Katholische Landvolkbewegung) Bayern sowie die Evangelische Landjugend (ELJ) in Bayern mit dem „Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum in Bayern“.

 

Helga Grömer, Leiterin der Landvolkshochschule Niederalteich, zeigt sich beeindruckt von der Konferenz: „Ich bin beeindruckt, wie viele engagierte und motivierte Menschen, auch junge Menschen, es auf dem Land gibt, die sich hier in der Landvolkshochschule getroffen und eingebracht haben!“ So wurden in den Workshops u.a. die Landwirtschaftliche Familienberatung, die Asylbetreuung im ländlichen Raum am Beispiel Hammelburg, die vom Landwirtschaftsministerium geförderten Öko-Modell-Regionen am Beispiel Ilzer Land und beispielhafte Dorfprojekte in Österreich durch "Die Verknüpfer" vorgestellt.

 

Nachhaltigkeit und Integration: „Gewinner-Themen auf dem Land“

Patrick Wolf und Stefanie Rothermel, die für die ELJ Bayern bzw. die KLJB Bayern die „Niederalteicher Thesen“ formuliert haben, sind ebenso begeistert: „Gerade die von den Landjugendverbänden verfolgten Ideen der nachhaltigen Entwicklung und der Integrationsarbeit wurden uns mit tollen Impulsen und Projekten vor Augen geführt. Nachhaltigkeit, Integration und die Beteiligung von jungen Menschen, die die Zukunft auf dem Land sein werden - das sind die Gewinner-Themen auf dem Land. Sie sind auch in die Niederalteicher Thesen eingeflossen.“

 

Der Ansatz der Jugendverbände wird zudem wissenschaftlich untermauert: Dr. Barbara Pühl von der Forschungsstelle Jugend und Kirche der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der LMU München stellte ihre Studie „Wir Landjugend – wie macht ihr das bloß?“ vor und erklärt das Erfolgsrezept: „Die Jugendlichen selbst sind begeistert und reißen andere mit. Sie sind sehr aktionsorientiert und gestalten ihr Dorfleben aktiv mit.“

 

Vernetzung von Engagierten aus Kirche, Staat und Gesellschaft 

Mit den „Niederalteicher Thesen“ wollen die Veranstalter nach neuen Wegen, suchen, die das Land vorwärts bringen. Besonders die Vernetzung vieler Engagierter mit verschiedensten Akteurinnen und Akteuren aus Kirche, Staat und Gesellschaft sei dabei zentral. Diese Vernetzung war bereits in Niederalteich erfolgreich, wie das Abschlusspodium zeigte. Die Verantwortlichen aus Kirche, Gesellschaft und Politik zeigten sich auf der abschließenden Podiumsdiskussion einig in der Richtung.

 

Zitate aus der Abschlussdiskussion: Was das Land jetzt braucht!

Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger, Erzdiözese München und Freising: „Wir lassen die Kirche im Dorf – ist der wichtigste Grundsatz. Kirche ist auf dem Land auch ein wichtiger kultureller Träger.“- „Bei vielen auf dem Land stelle ich noch immer einen Minderwertigkeitskomplex fest, da finde ich die Richtung sehr gut, sich nicht nur als Gegenstück zu urbanen Regionen zu verstehen.“ – „Jugendlichen muss Wertschätzung entgegen gebracht werden, von allen anderen Menschen im Dorf.“

Kirchenrat Reiner Schübel aus München, Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern: „Wir bringen uns ein auf dem Land mit den Menschen, die wir haben – unsere Ehrenamtlichen, die im ‚Priestertum aller Gläubigen‘ den Glauben vermitteln und den Menschen zur Seite stehen.“ – „Die Themen Integration und Bürgergesellschaft gehören dabei für mich zusammen im Sozialraum der Menschen.“ – „Es gibt noch viel Potential für die Ökumene, den Sozialraum gemeinsam zu gestalten. Die Zukunft ist dabei, auf die Jugend zu hören – die spüren die Themen!“

Walter Heidl, Präsident BBV Bayerischer Bauernverband, Rahstorf/Kreis Dingolfing-Landau: „Ich freue mich, dass in den Thesen die Hofübergabe und die bäuerliche Familienberatung so wichtig gesehen wird.“ - „Dorfentwicklung wirkt in unserem Dorf noch zwanzig Jahre danach nach – Infrastruktur ist wichtig, aber nicht alles. Dabei müssen alle zusammen wirken.“ – „Das Selbstverständnis, dass wir nicht Restraum sind auf dem Land, ist für mich sehr wichtig.“

Christian Bernreiter, Präsident des bayerischen Landkreistages, Deggendorf: „Wir haben die Bildung in die Fläche gebracht, auch die Hochschulen.“ – „Wir brauchen überall Menschen, die bereits sind, sich für das Gemeinwesen zu engagieren.“

Berthold Rüth, MdL, Vorsitzender der Enquete-Kommission „Gleiche Lebensbedingungen in ganz Bayern“ des Bayerischen Landtags: „Mobilität, Bildungsangebote und Infrastruktur sind mit die wichtigsten Dinge, die die Menschen auf dem Land brauchen.“ – „Wir müssen auch die weicheren Themen wie das Ehrenamt und die Rolle der Kirchen auf dem Land stärker betonen.“ – „Es gibt viele junge Menschen, die sich konsequent für das Land einsetzen. Wichtig ist dabei auch, wie die Brücken zurück auf das Land klappen, wenn sie einmal zeitweise gehen.“

 

Weitere Zitate nach der Ersten Ökumenische Landkonferenz:

„Der Jugendtreff, Fitnessstudio, Pizzaservice, Tanzlokal, schnelles Internet und Coffee to go gehören zur Nahversorgung der jungen Menschen. Wenn es das nicht gibt, meinen sie, sie leben bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen.“ (Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerlind Weber)

 „Ich nehme viele neue Ideen mit, die ich für meine Arbeit in der Landjugend sehr gut gebrauchen kann. Toll ist auch, dass wir das gemeinsame im Dorf sehen, über die Jugend selbst hinaus.“ (Nadine Bentheimer, ELJ-Landesvorsitzende)

„Ich nehme viel Mut und Freude wahr, sich einzubringen – in die Gesellschaft und Kirche. Das ist ein großer Zuspruch, auch mit den eigenen Ideen nicht den Mut zu verlieren!“ (Ramona Friedrich, KLJB-Landesvorsitzende)

„Für die Kirche auf dem Land war diese Konferenz eine sehr wichtige Vernetzung auch im Hinblick auf unsere Ausbildung von Mediatoren und Moderatoren für Dörfer. Wir nehmen viele tatkräftige Impulse und gute Ideen in unseren Verband mit.“ (Josef Mayer, KLB-Landesseelsorger)

„Durch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen entwickeln die Menschen ihre Kirche so wie sie es brauchen – an ihrem Ort.“ (Dr. Christian Hennecke, Referent, Hildesheim)

 

Pressemitteilung als pdf-Datei (320 kB)

Niederalteicher Thesen als pdf-Datei (180 kB)

Druckfähiges Foto Stefanie Rothermel (KLJB) und Patrick Wolf (ELJ)

Druckfähiges Foto Abschlusspodium Ökumenische Landkonferenz

 

Dokumentation der Ökumenischen Landkonferenz mit Graphic Recording

Danke an Matthias Schwert!

 

Auftakt der Ökumenischen Landkonferenz im 3-Minuten-Youtube-Video!

 

 

 

„Ich bin glücklich auf dem Land, weil man bei uns no weiß, dass Kühe ned lila san.“
Laura