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Einig über den "Bayerischen Weg", kontrovers im Detail: v.l. Martin Baumgärtner (Bayerische Jungbauernschaft), Maria Kurz (KLJB), Staatsminister Helmut Brunner, Rudolf Erhard (Moderator), Alois Glück (Landtagspräsident a.D.), Sabine Groß (ELJ) und Günther Felßner (Bayerischer Bauernverband).

Nach der Veranstaltung gab es noch einen sehr interessanten, informellen Austausch mit Alois Glück im Team der KLJB-Landesstelle - vielen Dank für den Besuch und das große Interesse an unserer Landjugendarbeit!

KLJB und Alois Glück einig: Der "bayerische Weg" bleibt Aufgabe für morgen

So viel Einigkeit ist selten in der Agrarpolitik: Auf einem interessant besetzten Podium zum Symposium "Der bayerische Weg in der Agrarpolitik - Heute und in Zukunft" konnten auch die drei Landjugendverbände KLJB, ELJ und BJB auf Einladung von Agrarminister Helmut Brunner ihre Sicht darstellen. Besondere Übereinstimmungen gab es dabei zwischen KLJB-Landesgeschäftsführerin Maria Kurz und Alois Glück, 1964-1971 KLJB-Landessekretär. Sie sehen den "bayerischen Weg" als Konzept von Hans Eisenmann für eine diversifizierte, nachhaltige Form der Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung als Herausforderung auch für morgen. Beide bewerten auch die globalen Folgen eines grenzenlosen Wachstums kritisch.

 

Alois Glück betonte in seinem Referat die wegweisende Rolle des Staatsministers Hans Eisenmann, der von 1970 bis 1987 den "bayerischen Weg" begründete. Es war die "intelligente Antwort auf die Großbetriebe durch Zusammenarbeit bei Produktion und Vermarktung." Dieses neue Konzept sei entstanden in gesellschaftlichen Prozessen, in denen Menschen Lösungen suchen - damals schon unter Beteiligung der Landjugend und von Erich Geiersberger, Gründer der Maschinenringe in Bayern und  1959 bis 1991 Leiter der Abteilung Landfunk im BR.

Das geniale des "bayerischen Weges" war für Alois Glück die fachkundige Analyse und ein neues Konzept als zeitgemäße Antwort. Das sei bis heute die Herausforderung an die Politik und Gesellschaft, denn "Führungspersonen müssen den Mut haben, den Menschen anderes zu sagen, als sie hören wollen." 

 

Brunner für Vielfalt und Qualität statt "Wachsen oder Weichen"

Auch Staatsminister Helmut Brunner (früher KLJB-Diözesanvorsitzender in Regensburg) zählt weiter auf Vielfalt und Qualität statt „Wachsen oder Weichen“: Die Staatsregierung setze auch künftig auf einen eigenständigen bayerischen Weg in der Agrarpolitik. Brunner appellierte an die Bäuerinnen und Bauern, die wachsende Sensibilität für Fragen des Tierwohls, der Gesundheit und des Umweltschutzes nicht als Bürde, sondern im Gegenteil als Chance zu sehen. Denn gerade die bayerischen Strukturen würden den Anliegen der Verbraucher nach Regionalität, Überschaubarkeit und Transparenz am besten gerecht. „Wir brauchen auch künftig die Akzeptanz der Bevölkerung für unsere Arbeit“, so der Minister.

Agrarpolitik könne nur erfolgreich sein, wenn sie sich als Gesellschaftspolitik verstehe. Mehr denn je komme es deshalb darauf an, grundlegende Entscheidungen frühzeitig mit gesellschaftlich relevanten Gruppen vorzubereiten und Kompromisse zu finden. Brunner: „Nur so können dauerhaft tragfähige und rasch umsetzbare Lösungen erreicht werden.“ 

 

KLJB sieht Wachstumskritik als dauernde Zukunftsaufgabe

Im abschließenden Podiumsgespräch kamen auch Vertretungen der drei Landjugendverbände zu Wort. Maria Kurz, KLJB-Landesgeschäftsführerin, konnte dabei besonders auf die im Projekt "Ausgewachsen. Wie viel ist genug?" gefestigten wachstumskritischen Positionen der KLJB hinweisen. Sie sieht den von der KLJB unterstützten "bayerischen Weg" als große Aufgabe für die Zukunft und steht auch dem Thema Überproduktion und den globalen Folgen des Exports von landwirtschaftlichen Produkten aus Europa in die Länder des globalen Südens kritisch gegenüber.

Bei diesem Thema wurden auch Kontroversen deutlich, die in der Arbeitsgemeinschaft der Landjugend im BBV auftreten und freundschaftlich ausgetragen werden. Sabine Groß vom Landesvorstand der Evangelischen Landjugend unterstützte Maria Kurz. Sie forderte weniger Schwarz-Weiß-Denken zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft und ressourcenschonendes Wirtschaften. Martin Baumgärtner, Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft betonte dagegen, dass der Export ein wichtiger Faktor für die bayerische Landwirtschaft bleibe: „Wir sollten so produzieren, wie es unsere Böden und die Natur aushalten.“ 

 

Interessante Runde nach der Veranstaltung in der KLJB-Landesstelle

Im Anschluss an die Veranstaltung besuchte Alois Glück noch seine frühere Arbeitsstelle vor dem Einzug in den Landtag: Er war von 1964 bis 1971 Landessekretär der KLJB und wurde in seinem Handeln von den Erfahrungen der Landjugendarbeit entscheidend geprägt. Viel Interesse zeigte er an den aktuellen Arbeitsschwerpunkten der KLJB, sowohl in der Agrarpolitik wie in der Kirchenpolitik in Zeiten sich verändernder Strukturen und der wissenschaftlichen Studie "Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt", die bis Anfang 2019 danach fragt, was junge Menschen auf dem Land hält, gehen oder zurückkehren lässt.

 

Medienberichte:

BR 5 aktuell mit O-Ton Maria Kurz, 10.11.2017

Münchner Merkur/OVB

Wochenblatt online, Print am Freitag 10.11.

Bayernkurier

Printausgabe SZ, Bayernteil 7.11.2017

Pressemitteilung SMELF, 6.11.2017

 

 

 

 

 

 

„Ich bin glücklich auf dem Land, weil man so frei is.“
Julia