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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Plenarsaal

„Und wir waren mittendrin“ 16 junge Erwachsene blicken hinter die Kulissen des Landtags

Drei Tage lang begleiteten letzte Woche 16 junge Frauen und Männer Landtagsabgeordnete aller fünf Fraktionen bei ihrer täglichen Arbeit. So erhielten sie exklusive Eindrücke vom politischen Leben und Arbeiten im Bayerischen Landtag. Möglich machte das die Veranstaltung Landtag Live, die die Kolpingjugend (KJ) in Bayern und die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Bayern gemeinsam organisiert hatten.

„Guttenberg ist zurück getreten – es gab ein großes Tohuwabohu und wir waren mittendrin!“ berichtet Helena Fürgut aus der Diözese Augsburg aufgeregt. Sie ist eine von 16 jungen Erwachsenen, die drei Tage lang Landtagsabgeordnete begleitet haben. Die jungen Leute waren durchweg begeistert von der Offenheit ihrer Abgeordneten und der Möglichkeit, drei Tage lang Mäuschen zu spielen: Sie nahmen an Fraktions-, Ausschuss- und Arbeitskreissitzungen teil, beobachteten die Plenarsitzung von der Tribüne aus, erlebten ihre Abgeordneten im Gespräch mit der Presse, mit Interessenvertretern, bei der Arbeit im Büro.
„Ich finde es toll, das, was man in der Schule theoretisch gelernt hat, in der Praxis hautnah zu erleben. Die Politiker haben meine Fragen in allen Bereichen detailliert beantwortet“ strahlt Katharina Torkler aus der Diözese Augsburg.  Thomas Mütze von den Grünen berichtet: „Ich hatte sehr angenehme Gespräche mit den Teilnehmern“ und  verspricht, sich weiterhin für die Belange der Jugend einzusetzen. Diana Stachowitz, SPD, resümiert: „Ich habe ganz viel gelernt; zum Beispiel über die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse, gerade derjenigen aus dem ländlichen Raum – für mich als Städterin ist das sehr interessant.“

Politikeralltag ist Stress
Stephan Barthelme aus Würzburg erzählt: „Das Themenspektrum hat von Kormoranabschussquoten und der Bezuschussung von Yoga-Stunden bis hin zur Umsetzung der UN- Behindertenrechtskommission, der Diskussion über die Gesamtschule sowie der Frauenquote gereicht. Dadurch habe ich einen sehr guten Eindruck bekommen von den in Petitionen eingereichten Problemen vor Ort bis hin zu grundlegenden politischen Fragestellungen.“ Und auch Michael Wohlfahrt, Landesleiter der Kolpingjugend in Bayern ist beeindruckt, mit wie vielen verschiedenen Themen sich die Politiker beschäftigen: „Ganz so stressig habe ich mir den Politikeralltag nicht vorgestellt. Man muss schnell auf aktuelle Themen reagieren. Nach der Arbeit im Landtag beginnt die Arbeit im Stimmkreis.“ Das bestätigt auch Lorenz Schauer aus der Diözese München-Freising: „Ich wusste bis jetzt nicht, dass ein Tag wirklich so lang sein kann und das man so viel arbeiten kann.“ Außerdem freut er sich: „Abgeordnete sind menschlich und herzlich, respektvoll und höflich“ und ergänzt: „Ich finde ihre Diskussionskultur sehr interessant; die ist so wie bei uns im Verband.“ Hans Herold von der CSU, mit dem er unterwegs war, ist sich sicher: „Der Herr Schauer hat Blut geleckt. Das freut mich natürlich. Viele, die in der Politik sind, kommen über die Jugendarbeit.“

Politiker mit Fragen löchern

Auch Thomas Dechant hofft, seine Begleitung Lea Wurm einprägsam für die Politik begeistert zu haben: „Ich habe aus Verpflichtungsgefühl, aber auch aus purem Eigennutz an der Aktion teil genommen, denn wann habe ich schon die Gelegenheit, einen Jugendlichen als potentiellen Multiplikatoren von der FDP zu überzeugen?“, gesteht der Abgeordnete schmunzelnd. Lea Wurm aus der Diözese Passau nutzte die Aktion für ihre Zwecke: „Man hat selten die Gelegenheit, einen Politiker vier Stunden lang mit irgendwelchen Fragen zu löchern. Ich habe viel über Argumentation und wirtschaftliche Zusammenhänge gelernt und mein Horizont hat sich dadurch um einiges erweitert.“ Profitiert hat auch Tanja Schweiger von den Freien Wählern von der Aktion: „Es ist angenehm, mal wieder mit jungen Leuten zu sprechen, die verwurzelt sind. Mit dieser Altergruppe habe ich im Landtag nicht so häufig zu tun. Ich habe mit einigen der Teilnehmer ausgemacht, dass wir uns wieder treffen. Mir ist es wichtig, einen Außenblick auf manche Dinge zu kriegen.“ Ihr Begleiter, Matthias Messerer aus der Diözese München und Freising, ergänzt: „Inhaltlich geht es bei den Freien Wählern oft um Themen die auch die Landjugend beschäftigen: Der ländliche Raum, Strukturen vor Ort, Bildung.“

Jugendverbände bilden
Die Jugendlichen waren sich am Ende einig: Sie würden es wieder tun! Die Woche hat bei allen persönlich viel bewirkt und ganz neue Bilder von Parteien und Abgeordneten vermittelt. Auch die Politiker/-innen waren von der Woche begeistert. Einhellig stellten sie fest, dass es wichtig sei, dass Veranstaltungen wie Landtag Live gemacht würden, auch um der so genannten Politikverdrossenheit entgegen zu wirken. Und nicht nur die jugendlichen Teilnehmer/-innen lernen viel bei Landtag Live, auch die Akteure im Landtag erleben im persönlichen Gespräch mit engagierten Ehrenamtlichen die von Jugendverbänden geleistete Jugendarbeit hautnah. Kaspar Hitzelberger aus der Diözese Augsburg fühlt sich bestätigt: „Ich habe gelernt, dass man in der Politik Fähigkeiten braucht, die man in einem demokratischen Jugendverband wie der KLJB ganz gut lernen kann. Ich bin überrascht, wie stringent hier moderiert wird – nur dann kann man Ergebnisse erzielen; das bleibt bei mir haften.“ Und auch die Politik profitiert von der Veranstaltung: „Mir ist klar geworden, dass man unsere Politik von außen viel zu wenig wahrnimmt. Deswegen sind Veranstaltungen wie Landtag Live so wichtig,“ meint Thorsten Glauber, der jugendpolitische Sprecher der Freien Wähler.

Begrüßung durch Barbara Stamm
Die Landtagspräsidentin war selbst Ende der Sechziger Jahre hauptamtlich beim BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) tätig. Sie begrüßte die jungen Leute in Landtag und nahm sich eine Stunde Zeit, ihre Fragen zu beantworten. Dabei ging es zum Beispiel um Frauenförderung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Minister zu Guttenberg und das Spannungsfeld zwischen Fraktionsmeinung und eigener Überzeugung. Hier ist nach Stamms Worten völlig klar: „Im Landtag ist jeder von uns in einer Gemeinschaft. Wenn mir dort der Freiraum nicht reicht, muss ich gehen. Ansonsten sind immer Kompromisse erforderlich. Mir war und ist es immer wichtig, abends in den Spiegel schauen zu können und zu fragen: Hat das Gesicht da noch etwas mit deinen Überzeugungen zu tun?“

Rahmenprogramm
Bereits zum fünften Mal seit 2003 fand die Kooperationsveranstaltung statt. Wie immer wurden die interessierten jungen Leute gut auf die drei Tage mit den Abgeordneten vorbereitet: Zuerst besuchten sie die Bayerische Staatskanzlei, dann erhielten sie eine Einführung in das politische System des Freistaates Bayern bei der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung, die die Aktion wieder gemeinsam mit der bei der Kolping-Stiftung Augsburg angesiedelten Dr. Bruno-Merk-Stiftung möglich gemacht hatte. Zum Schluss  gewährten ihnen Landtagskorrespondenten für Zeitung, Radio und Fernsehen Einblicke in ihr Arbeit.

Fotos in Kürze hier!

„Ich bin glücklich auf dem Land, weil's in der Stadt keine Feldwege gibt.“
Malena